Papstpalast (Avignon)

Der Papstpalast zu Avignon (frz. Palais des papes = Palast der Päpste) war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste. Der Palast gehört mit der Altstadt von Avignon zum Weltkulturerbe. Es ist eines der größten und wichtigsten mittelalterlichen gotischen Gebäude in Europa. Der Ehrenhof des Palastes wurde vom französischen Staat mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
Avignon war eine beschauliche Provinzstadt, als sie ab 1309 durch das avignonesische Papsttum zu einem Zentrum der Weltöffentlichkeit wurde. Als Folge dessen änderte sich das Aussehen der Stadt radikal und schnell. Die mächtige Palast-Anlage ist in zwei Bauphasen errichtet worden. Sie sieht auf den ersten Blick wie eine Festung aus, innen gleicht sie eher einem Schloss.

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Der Papstpalast ist unterteilt in den Alten Palast (erbaut 1334–1342) und den Neuen Palast (erbaut 1342–1370). Mit seinen ungefähr 15.000 m² Nutzfläche ist er eines der größten Feudalschlösser seiner Zeit. Die ganze Anlage ist sehr kompliziert mit ineinander verschachtelten Raumsystemen.

Der Palast steht unübersehbar in der architektonischen Tradition des Festungsbaues. Die massive, abweisende Fassade zeigt zahlreiche Schießscharten in der charakteristischen Kreuzform. Die waagerechte Öffnung diente der Auflage für die schweren Gewehre, die senkrechte der Bewegung des Gewehrlaufes nach unten auf die Angreifer. Im oberen Bereich gibt es große Pechnasen. Der Baugrund des Palasts besteht aus massivem Felsgestein. Auch dies war im 13. Jahrhundert nicht unwichtig, denn es gab zu jener Zeit zahlreiche erfolgreiche Versuche, eine Burg mit Hilfe unterirdischer Gänge zu erobern.

Der Ehrenhof genannte Innenhof des Neuen Palasts ist so groß, dass auch ausgedehnte künstlerische Veranstaltungen problemlos durchgeführt werden können. Das sich nach außen wie eine Festung gebende Gebäude ist im Inneren eindeutig ein Schloss, und das sollte es nach dem Willen der Päpste auch sein. Die Säle im Innern sind in der Regel sehr groß und, als Folge der Zerstörungen während der Französischen Revolution, ihrer einstmals kostbaren Möblierung weitgehend entkleidet. 1810 wurde der Palast zur Kaserne, was das Ende für die noch verbliebenen Kunstschätze bedeutete. Zahlreiche Fresken wurden abgenommen und in Bruchstücken an Antiquitätenhändler verkauft. Die leeren Räume werden heute notdürftig mit Wandteppichen und Papstporträts dekoriert.

Der Konsistoriensaal befindet sich auf dem Niveau des Innenhofes des Alten Palasts und hat eine Größe von 34 × 10 Metern. In diesem Saal tagte zur Zeit des Schismas das oberste Tribunal der Christenheit. Des Weiteren wurde Birgitta von Schweden hier heiliggesprochen und Cola di Rienzi verurteilt. Der sogenannte Jesussaal verbindet das Konsistorium mit dem Papstturm. In der Sakristei wurde auch die päpstliche Korrespondenz aufbewahrt. Der Raum des Kämmerers mit in den Boden eingelassenen Tresoren befindet sich direkt unter dem Raum des Papstes, die beiden Etagen sind durch eine Treppe miteinander verbunden. Eine weitere Treppe führt hinab in die Große Schatzkammer, den Sitz der päpstlichen Finanzverwaltung, sowie den eigentlichen Tresorraum im zweiten Stock des Papstturms.

Der Speisesaal (Grand Tinel) des Papstes im oberen Geschoss des Alten Palasts über dem Konsistorium besitzt ein großes Tonnengewölbe aus Holz, das nach einem Brand 1413 wiederhergestellt wurde. Er hat eine Länge von 48 Metern und eine Breite von 10 Metern, wodurch eine sehr große Gesellschaft fürstlich verköstigt werden konnte. Die Tatsache, dass ausgerechnet der Speisesaal der größte Raum des Palastes ist, ist bezeichnend für die Situation der Kurie im 14. Jahrhundert. An der Nordseite des Speisesaals befindet sich der Zugang zur Küche (Magna coquina), die 1342 im neu erbauten Küchenturm entstand und durch einen pyramidenförmigen, 18 Meter hohen Rauchfang beeindruckt.

Es gibt im Papstpalast mehrere Kapellen, darunter die Kapelle St-Jean. Hier sind die mittelalterlichen Fresken teilweise erhalten. Bis zur Höhe von zwei Metern wurden die Fresken jedoch abgetragen und verkauft. Lediglich der höher liegende Bereich ist erhalten. Es wurde früher vermutet, die Fresken des Gewölbes habe Simone Martini, der nachweislich in Avignon gewesen ist, geschaffen. Mittlerweile neigt man aber eher dazu, sie seinem Schüler Matteo Giovannetti zuzuordnen.